Wie oft kann man schon von sich behaupten, an einem kompletten Kontinent vorbeigeflogen zu sein? Auch diesen Punkt auf unserer Buket-List (eine dieser aktuellen Modeerscheinungen, die jeder braucht, der hipp sein möchte (wahrscheinlich habe ich alle Bemühungen in diese Richtung mit der Verwendung von „hipp“ geradewegs wieder zunichte gemacht (man möge mich in den Kommentaren über das aktuell gebräuchliche Jugendwort in Kenntnis setzen – auch wenn es beim Klick auf Senden schon wieder veraltet sein wird))) können wir nun voller Stolz abhaken.
Den Flug hat unser Kleiner gut gemeistert. Kaum am Frankfurter Flughafen angekommen, ist die Aufregung bereits groß. Jedes Flugzeug, jeder Kofferwagen oder Bus auf dem Rollfeld wird lautstark kommentiert. Das Einchecken am Lufthansa Family Check-in läuft problemlos und schnell. Wir bekommen sogar unverbindlich einen eigenen Sitz für den Kleinen in unserer Mitte, der auch tatsächlich bis zum Abflug frei bleibt. (Beim Online-Check-in der Lufthansa scheint die Option einen Platz zwischen sich frei zu lassen blockiert zu sein – da kennt wohl jemand diesen Trick.) Auch die Sicherheitskontrollen laufen dank Familienpriorisierung und trotz Nacktscanner und vorsichtigem Abtasten des schlafenden Kindes schnell und problemlos und so kann uns nur der halbstündig verspätete Abflug unseres Paris-Fluges noch in die Quere kommen, denn dort bleiben uns nur 2 Stunden Zeit für den Umstieg und das Wechseln des Terminals. (Bei der Verbindung nach La Réunion sollte man aufpassen, dass man nicht auch noch den Flughafen von Orly nach Charles de Gaulles wechseln muss!)
Wir hetzen also durch den Flughafen ans gefühlte andere Ende von Paris und erreichen das schon laufende Boarding gerade noch rechtzeitig für unsere Sitzreihe. Unsere Reihe – da haben wir auch schon das nächste Problem. Meinen ersten richtigen Blick auf die Flugtickets werfe ich nämlich erst am Gate und entdecke deshalb auch erst dort, dass wir nicht die schon lange im Voraus reservierten Plätze bekommen haben und damit auch nicht den bis zuletzt frei gebliebenen Platz zwischen uns. Noch größer wird mein Unmut, als wir dann in erster Reihe mit zwar mehr Beinfreiheit, dafür aber auf zwei der vier Mittelplätze und ohne eigenen Monitor Platz nehmen. Erst als die Bassinets (Babybetten) gebracht werden, stellt sich heraus, dass die Monitore eingeklappt in der Sitzlehne verstaut sind. Der Ärger schwindet ein wenig 😉 Auch als sich rausstellt, dass unser Kleiner zwar etwas zu lang (bis ca. 80cm) aber nicht wie vorher angenommen auch zu schwer für die Bassinets ist (bis 16kg) und die Aussicht auf eine doch etwas bequemere Nacht wieder aufkeimt. Einziger Nachteil der Bettchen ist es, dass die Monitore nicht wieder eingeklappt werden können und man so doch etwas gelenkig sein sollte, wenn man entweder in den Gang klettern oder krabbeln möchte.
Unser Kleiner faltet sich also mit der ein oder anderen Unterbrechung (zwischendurch war er mal eine Stunde wach) an 6,5 von 11 Stunden in seinem Bett zurecht und wir knoten uns auf unsere Sitze. (Mein Fazit zur 777 ist zum wiederholten Male – einfach viel zu eng!)
Am Flughafen Roland Garros in Saint-Denis angekommen trifft uns die Hitzekeule mit tropischen 29° mit voller Wucht. Schon nach wenigen Minuten passt sich der Aggregatzustand unsere Klamotten dem feuchtwarmen Klima an. Zum Glück habe ich als ersten Programmpunkt für uns den Besuch des Basin la Paix vorgesehen, eines kleinen Sees mit 3 Wasserfällen, in dem wir uns erfrischen und vom langen Flug erholen können. Nachdem wir unseren Mietwagen, einen schneeweißen Renault Clio, abgeholt haben, schmeißen wir uns also in luftigere Klamotten (obwohl wir es auch im Flugzeug trotz Klimaanlage kurzärmelig ausgehalten haben) und starten Richtung Osten.
Der Parkplatz des Bassin la Paix liegt am Ende eines langen Quer-Feld-ein-Sträßchens. Von dort überquert man zunächst eine Brücke mit vertrauenswürdigem Lochfraß im Geländer, um an deren Ende nach rechts in den Wald einzubiegen. Nach einem großen Hinweisschild zum Bassin geht es rechter Hand über eine kleine Brücke und eine kurzer Treppe aufwärts. Zum Bassin hinab führt eine unscheinbare Treppe direkt neben einem Mülleimer. Die Treppe ist sehr steil, aber bis auf das erste kurze Stück mit Geländer oder Seilen gesichert. An ihrem Ende kommt man jedoch mit einem Kleinkind, dass noch nicht richtig laufen bzw. klettern kann nicht weiter. Die letzten Meter zum See müssen nämlich über Felsen kletternd zurück gelegt werden. Wer sich das Naturschauspiel von drei tosenden Wasserfällen und ein erfrischendes Bad jedoch trotzdem nicht entgehen lassen will, kann am Fuße der Treppe statt rechts über die Felsen abzusteigen, einfach noch wenige Schritte geradeaus Richtung einer kleineren Wasserkaskade gehen und findet dort nicht nur ein schattiges Plätzchen, sondern auch ein kleines sehr flaches Wasserbecken, in dem auch die Kleinsten zwischen und mit den Steinen plantschend zu einer Erfrischung kommen.
Wir haben hier also unseren ersten Tag und die verbleibende Zeit bis zur Öffnung unserer Unterkunft verbracht. Nachdem wir uns dann in einem Supermarkt mit Getränken und bei Decathlon mit Schnorchel und Taucherbrille eingedeckt haben, geht es endlich erschöpft zum Hotel.
Als erstes erwartet uns hier auf der Insel das Gästehaus „La villa des Cannes“. Im Norden nahe des Flughafens gelegen, können wir hier ersteinmal auf der Insel ankommen. In den nächsten Tagen erwarten uns von hier aus die Hauptstadt Saint-Denis und der erste der drei Talkessel des Piton des Neiges. Zahlreiche Wasserfälle und das kreolische Städtchen Hell-Bourg, das als schönster Ort Frankreichs gilt, heißt es dort im Salazie-Talkessel zu erkunden.
In unserem wunderschönen Zimmer fallen wir alle drei nach einem Sprung in den Pool und dem Abendessen in einer Pizzeria dann in einen tiefen Schlaf und den Mücken zum Opfer.
Hinterlasse einen Kommentar